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Spirulina – Wirkung, Inhaltsstoffe, Anwendung und Studien

Wunderalge oder doch Abzocke?

Überblick

Wenn von Superfoods die Rede ist, darf eine Substanz nicht fehlen:

Die Uralge Spirulina belegt in der Aufzählung der wertvollsten Nahrungsbestandteile und Nahrungsergänzungen einen der ersten Plätze.

Selbst kritische Ernährungswissenschaftler geraten angesichts der vitalen Vielfalt von Spirulina ins Schwärmen. Der blaugrüne Auswuchs von Salzseen ist dabei streng genommen keine Alge, sondern ein Bakterium der Gattung Cyanobakterien. Seit geschätzten 3,5 Milliarden Jahren bereichert die trivial als Blaualge bezeichnete Amöbe den Speiseplan mancher Tiere und später den des Menschen. Spirulina könnte sogar an der Bildung der Ur-Ozeane beteiligt gewesen sein und hat dabei vermutlich die Erdatmosphäre mit Sauerstoff angereichert. Auch wir Menschen des 21. Jahrhunderts teilen die Begeisterung vieler afrikanischer und südamerikanischer Hochkulturen für diesen pittoresken Mikroorganismus. Ganz zurecht, wie moderne wissenschaftliche Studien untermauern. Was ist dran an der blaugrünen Alge?

Spirulina und Wasser – das Überleben ist gesichert

Die Azteken und andere südamerikanische Völker schätzten die Mikrobe bereits als wertvolle Bereicherung ihres Speiseplans. Sie wussten außerdem instinktiv, dass die wertvolle Blaualge zusammen mit Wasser sogar allein das Überleben für einen gewissen Zeitraum sichern konnte, ohne dass es zu erkennbaren Mangelerscheinungen oder ernsten Hungerperioden käme. Was Bestandteil naturkundlicher Überlieferung und exotischer Legenden ist, untermauern wissenschaftliche Untersuchungen unserer Zeit. Tatsächlich ist Spirulina so reich an den lebensnotwendigen Makro- und Mikronährstoffen, dass in der Not das Überleben mit dieser Mikrobe gesichert wäre. Der Eiweißreichtum des kleinen Organismus ist besonders beeindruckend. Athrospira, wie Spirulina auch genannt wird, stärkt und steuert außerdem in besonderem Maße das menschliche Immunsystem. Schauen wir uns das blaue Vitalstoffwunder genauer an.

Gewinnung und Anwendung

Die Mikrobe wird heute größtenteils in Aquakulturen unter Zuführung von CO2, das für ein schnelleres Wachstum sorgt, gezielt gezüchtet. Als Nebeneffekt wandelt sie den zugeführten Kohlenstoff in Sauerstoff um. Das kann man sich sogar bei der Energiegewinnung zu Nutze machen.

Spirulina erscheint je nach PH-Wert seiner Kultur in unterschiedlichen Formen. Experten sind deshalb nicht sicher, ob die zurzeit erkannten 35 verschiedenen Arten der Blaualge nicht in Wahrheit eine einzige Art sind. Bezeichnend bei allen Arten sind mehrzellige Mikrofilamente, die sich wendelförmig biegen. Spirulina platensis ist üblicherweise die Art, die unseren Nahrungsergänzungen als Ausgangsbasis dient und wurde deshalb zum Synonym für Spirulina. In den überwachten Aquakulturen wird garantiert, dass Spirulina keine Verunreinigungen wie die berüchtigten Mycrocystine aufweist. Letztere sind giftige Abbauprodukte von Eiweiß.

Die Mikrobe ist als Pulver oder in Tabletten gepresst als vitalstoffreiche Nahrungsergänzung im Handel. Der blaue Mikroorganismus wird nicht nur zu Nahrungsergänzungsmitteln oder Tierfutter verarbeitet. Die kleine, kraftvolle kann Kohlenstoff in Sauerstoff umwandeln und setzt Fermentationsprozesse in Gang, die bei der alternativen Energiegewinnung eine Rolle spielen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

60 – 70 % Protein bringt das blaue Wunder mit und enthält dabei alle essentiellen Aminosäuren. Essentiell bedeutet in diesem Kontext, dass die Eiweißbausteine regelmäßig mit der Ernährung vom menschlichen Organismus aufgenommen werden müssen. Sie können dort nicht gebildet werden. Übrigens ist der Eiweißgehalt besonders beeindruckend, wenn man ihn mit anderen Lebensmitteln vergleicht. Rindfleisch kommt gerade einmal auf 26 % Eiweiß.

Neben den essentiellen Aminosäuren kommen 10 nicht- essentielle dazu. Spirulina weist alle essentiellen Mineralstoffe und Spurenelemente auf. Calcium, Eisen, Magnesium, Kupfer, Jod, Phosphor, Kalium, Zink und Selen machen zusammen allein 5 % der Alge aus.

Alle Vitamine der B-Familie einschließlich B12 weisen auf das wertvolle Vitalstoffprofil der Blaualge hin. Vitamin E ist enthalten. Ebenso Beta-Carotin, das eine Vorstufe von Vitamin A ist. Eher seltene und umso wertvollere Fettsäuren wie die Gamma-Linolensäure (GLS) und Linolensäure sind Bestandteile des blauen Wunders.

Wertvolle Farbstoffe wie Chlorophyll und Phycocyan sind reichlich enthalten. Farbstoffe kommen in der Natur in Pflanzen also sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe und als Pigmente vor. Sie gelten als gesundheitsfördernd für den menschlichen Organismus, worauf wir noch zu sprechen kommen. Es ist das Phycocyan, der der Mikrobe die bläuliche Farbe gibt. Dieser Farbstoff kommt normalerweise nur in echten Algen vor wie etwa in der Rotalge. Gesunde Mehrfachzucker, sogenannte Polysaccharide runden das Vitalstoffprofil der blauen Poweralge ab. Das Nährstoffprofil von Spirulina ist beeindruckend ausgeglichen. Neben den erwähnten 60% Eiweiß punktet die Mikrobe mit einem 20%tigen Anteil an Kohlenhydraten und 4% Fett.

So erscheint die Behauptung, man könne eine Zeit über von Spirulina und Wasser leben, durchaus nachvollziehbar.

Die genannten alten Völker wussten, dass die Blaualge ihren Speiseplan sinnvoll ergänzt und die Nährstoffversorgung des Menschen sichert. Von einer erhöhten Vitalstoffzufuhr profitieren nicht nur kranke oder mangelernährte Menschen, sondern auch jeder gesunde Mensch.

In den überlieferten südamerikanischen und afrikanischen Volksheilkunden galt Spirulina deshalb als ein Mittel, dass bei Schwäche und Müdigkeit neue Energie bilden hilft. Ob Rekonvaleszenz, Müdigkeit oder Infektionen – Spirulina ist das blaue Kraftpaket, das alle mobilisieren kann. Wir leiden heute in unserer Zivilisation seltener unter Mangelernährung, kennen aber das Phänomen „vom Mangel in der Fülle“ zur Genüge. Unsere Ernährung mit Fertiggerichten und industriell produzierten Lebensmitteln kann dazu führen, dass wir unverzichtbare Vitalstoffe entbehren. Das macht uns nicht immer sofort krank im medizinischen Sinne.

Ohne bestimmte Vitalstoffe arbeiten unsere körperlichen Funktionen aber auch nicht so, wie sie sollten. Unser Organismus übersäuert.

Mit der Zeit werden wir anfällig für Infektionen. Wir haben Verdauungsbeschwerden und klagen über eine diffuse Erschöpfung. Wir altern zunehmend und vor der Zeit. Wir haben Hautprobleme und sind zu dick. Beginnende Stoffwechselentgleisungen können in ernste Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus einmünden. Herzkreislauf-Beschwerden kommen dazu, Entgiftungsorgane wie die Leber leiden und Zellen entarten.

Spirulina sorgt mit seinem Mineralstoffüberschuss dafür, dass sich die entsprechende Körperbalance von der Übersäuerung in einem basischen Bereich schiebt. Allein diese Tatsache führt bei vielen Anwendern dazu, dass sie die Blaualge als belebend empfinden. Müdigkeit und Erschöpfung sind hier nach Aussage vieler begeisterter Nutzer von Spirulina wie weggeblasen. Haut- und Verdauungsprobleme weichen einem allgemeinen Wohlgefühl. Heilpraktiker und entsprechend naturheilkundlich orientierte Ärzte setzen die Blaualge deshalb auch gern als sanftes Entgiftungs- und Ausleitungsmittel ein. Das moderne Stichwort Detox charakterisiert diese Wirkung des blauen Vitalstoffwunders sehr zutreffend.

Zur Vitalität sollte auch er erwähnte in der Alge enthaltene Pflanzenfarbstoff Chlorophyll beitragen. Chemisch ist Chlorophyll unserem Blutfarbstoff sehr ähnlich. Es gilt daher als blutbildend und förderlich für die Zellatmung.

Spirulina wirkt auf das Immunsystem ein, was im Folgenden ausführlich dargestellt wird.

 

Haut und Haare

Aufgrund des hohen Anteils von Eisen und Vitamin B 12 soll Spirulina gut für die Haare sein. Wissenschaftlich gesehen, stößt diese Aussage auf einige Probleme, denn es stellt sich die Frage, wie viel Eisen bzw. Vitamin B Spirulina tatsächlich enthält. Auskunft darüber gibt der Deutsche Bundeslebensmittelschlüssel. Demnach sind in 100 Gramm getrockneter Spirulina 19,8 Milligramm Eisen enthalten. In Kürbiskernen sind es beispielsweise 11,2 Milligramm und in Blutwurst 30 Milligramm. Bei einer Verzehrempfehlung von 3,9 Gramm Spirulina-Pulver täglich beträgt der Anteil an Eisen so um die vier Milligramm. Wird dieser Wert mit herkömmlichen Lebensmitteln verglichen, wie Leinsamen, Hülsenfrüchte, Fleisch oder Schwarzwurzeln, dann können auch diese als Eisenquelle dienen.

Hinsichtlich des Anteils an Vitamin B 12, das in den Bakterien enthalten ist, muss festgestellt werden, dass der menschliche Körper den Großteil davon nicht verwerten kann, da es in einer inaktiven Form enthalten ist. Deswegen wird Spirulina auch von der deutschen Verbraucherzentrale nicht als Vitamin B 12-Quelle für Veganerinnen und Veganer empfohlen.

Für die Haut soll Spirulina aufgrund des enthaltenen Beta-Carotins, also einer Vorstufe von Vitamin A, gut sein. Auch hier sind Zweifel anzubringen, was die Verwertbarkeit im menschlichen Körper betrifft. Denn laut Aussagen der deutschen Verbraucherzentrale, gilt für einen großen Teil des Beta-Carotins möglicherweise dasselbe wie für das enthaltene Vitamin B 12: Es kann vom Körper nicht verwertet werden.

 

Spirulina in der Schwangerschaft?

Schwangeren wird ausdrücklich empfohlen, auf den Verzehr von Spirulina zu verzichten, da es bislang keine Studien gibt, die die Unbedenklichkeit während der Schwangerschaft untersucht haben. Außerdem weisen manche Hersteller von Spirulina-Presslingen und Spirulina-Kapseln explizit darauf hin, dass ihr Produkt für Schwangere nicht geeignet sei. Bei Spirulina-Pulver ist vereinzelt der Herstellerhinweis zu finden, dass die Einnahme mit einem Arzt besprochen werden sollte.

Spirulina moduliert das Immunsystem

Das menschliche Immunsystem ist extrem komplex. Es benötigt eine spezifische Balance, um einwandfrei seine Aufgaben zu erfüllen. Es muss genug, darf aber nicht zu viel tun.

Eine geschwächte Immunabwehr macht den Menschen anfällig für Infekte und andere Erkrankungen. Ein Immunsystem dagegen, das überreagiert und überschießende Reaktionen zeigt, ist verantwortlich für eine Vielzahl von Autoimmunerkrankungen wie Allergien, Asthma, Rheuma, Lupus und mehr. Die allseits gefürchtete Wund-Sepsis, die noch immer eine der häufigsten Todesursachen ist, steht ebenfalls am Ende einer Immunreaktion, die kein Ende mehr findet und den gesamten Organismus damit zugrunde richten kann. Chronische Entzündungszustände sind Folgen einer entgleisten Immunreaktion. Es sind gerade diese Entzündungen, die im Übrigen heute als ursächlich für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich gemacht werden.

Aus den genannten Gründen reicht es oft nicht, das Immunsystem einfach nur zu stärken. Wirklich ausgezeichnete Wirkungen auf die körperliche Abwehr haben ausschließlich Substanzen, die die beschriebene Balance herstellen helfen. Man spricht von der Immunmodulation. So etwas können etwa adaptogene Pflanzen wie Giseng.

Spirulina kann genau das. Die Alge wirkt einerseits gegen Viren und hemmt Infektionen. Andererseits dämpft die Substanz überschießende Reaktionen zum Beispiel im Kontext von Allergien, indem es bestimmte Botenstoffe wie Histamin hemmt.

Das blaue Paket wirkt immunmodellierend.

Spirulina werden weitere Wirkung nachgesagt, auf die es auch mehr und mehr Hinweise in Studien gibt:

  • Spirulina soll cholesterinsenkend wirken.
  • Spirulina soll Krebs vorbeugen und auch bei vorhandenen Tumoren positive Effekte zeigen.
  • Die Blaualge soll den Blutzucker senken und so bei Diabetes unterstützend eingesetzt werden können.
  • Die Mikroalge soll die Fettverbrennung fördern und so beim Abnehmen helfen.

In der Dosierung sollten Sie Ihre individuelle „Wohlfühltagesdosis“ durch eine allmähliche Steigerung der Menge bestimmen. Als reine Erhaltungsdosis für die Gesundheit gilt 400 mg pro Tag. Spirulina kann und sollte über eine längere Zeit angewendet werden. Eine kurmäßige Anwendung ist sehr empfehlenswert. Anfänglich können leichte Kopfschmerzen auf Entgiftungsprozesse hinweisen. Ebenso kann die Haut über Pickel Gifte ausscheiden. Diese Prozesse gehen vorüber.

 

Entgiften mit Spirulina

Bei der Frage, ob sich Spirulina zum Entgiften eignet, muss zuerst die grundsätzliche Frage gestellt werden, ob der menschliche Körper überhaupt entgiftet werden muss. Denn schließlich hat der Mensch dafür zwei Organe, nämlich Leber und Nieren. Dass jedoch viele Hersteller von diversen Detox-Produkten eine zusätzliche Entgiftung empfehlen, liegt in der Natur der Sache. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sieht dies anders, denn eine Ansammlung von Schlacken und Ablagerungen von Stoffwechselprodukten gibt es in einem gesunden menschlichen Körper nicht. Stoffe, die der Körper nicht verwerten kann, werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden. Auch die Wissenschaft kommt hier zu keinem Ergebnis, denn es finden sich bislang keine Studien, die sich mit Detox-Kuren oder -Programmen beschäftigt haben. Mit anderen Worten, ein wissenschaftlicher Nachweis, dass Detox-Produkte irgendetwas mit Entgiften zu tun haben, fehlt. Deshalb hier das Fazit: Da der menschliche Körper sich über Darm, Niere und Leber „entgiftet“ und sich keine „Schlacken“ im Sinne der Detox-Werbesprache im Körper ansammeln, kann Spirulina nichts entgiften, auch wenn man den Bakterien unterstellt, dass sie dies überhaupt können.

Selbst wenn es um giftige Substanzen wie Blei oder Quecksilber geht, die sich im Körper ansammeln können, vorausgesetzt man ist ihnen über eine lange Zeit hinweg und in hoher Konzentration ausgesetzt, konnten bislang keine wissenschaftlichen Belege gefunden werden, die nachweisen, dass Detox-Produkte hier helfen können.

Spirulina Dosierung und Einnahme

Wirklich überdosieren lässt sich Spirulina nicht. Sonst wäre es auch kaum als Beitrag zur Welternährung im Gespräch. Für eine therapeutische Wirkung wird folgende Dosierung empfohlen:
Erwachsene ab 50 Kilogramm Körpergewicht: 3 Gramm oder 6 Tabletten am Tag
Kinder bis 50 Kilogramm Körpergewicht: 2 Gramm oder 4 Tabletten am Tag.
Kaffee, Alkohol und Softdrinks können die Wirksamkeit von Spirulina herab setzen. Darum sollten Sie nach der Einnahme von diesem Nahrungsergänzungsmittel eine halbe Stunde lang nur Wasser getrunken werden. Ein halber Liter ist optimal, da er die Nährstoffe optimal im Körper verteilt.
Aus der Spirulina lässt sich jedoch noch mit dem Phycocyanin ein konzentrierter Wirkstoff gewinnen. Es läuft gegenwärtig die Forschung. In Bezug auf Krebstherapie weckt Phycocyanin einige Hoffnungen, die bislang aber noch nicht bestätigt werden konnten. Zwar gibt es auch Phycocyanin bereits zu kaufen, bislang ist aber nur bei der Spirulina eine gute Datenbasis verfügbar.

Nebenwirkungen

Ist Spirulina gefährlich?

Spirulina wird kräftig als Wunderheilmittel beworben, mit dem sich allerlei Zipperlein bekämpfen lassen. Bei diesen Allround-Versprechen ist man immer gut beraten, genauer hinzusehen. Und tatsächlich: In einem wissenschaftlichen Labortest wurden in Algenprodukten Microcystine nachgewiesen. Dies gilt vor allem dann, wenn Blaualgen als Grundlage für die Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden. Und dazu zählt leider auch die Spirulina Alge.

Microcystine können in geringer Dosierung zu Durchfall, in Überdosierung zu Nieren- und Leberschäden und sogar zu Krebs führen. Darüber hinaus sind sogar Gehirnschäden durch die zu hohe Einnahme von Microcystinen möglich. Als Grenzwert gilt seit 1998 ein Mikrogramm pro Liter, bei dem man von einer ungefährlichen Konzentration sprechen kann. Das ist schon sehr wenig.

Aber: Die Spirulina hat nur dann einen relevanten Anteil an Microcystine, wenn sie aus dem Meer gewonnen wird. In diesem Fall kann es passieren, dass sich andere Algen mit diesem gefährlichen Zusatzstoff darin ablagern. Das ist in der Praxis jedoch ausgeschlossen: Die Spirulina wird nicht im offenem Meer abgefischt, sondern in kontrollierten Zuchtbecken an Land kultiviert. Das alleine garantiert schon eine sehr hohe Reinheit des Produkts. Darüber hinaus gehört es zur Qualitätssicherungspflicht der Hersteller, den Anteil an Microcystinen zu kontrollieren und ggf. zu melden.

In Summe kann man also feststellen: Es mag Nahrungsergänzungsmittel auf Algenbasis geben, die durch Microcystine kontaminiert sind. Im Fall der Spirulina ist dies aber ausgeschlossen, da der geschlossene Anbau dieser Blaualge (eigentlich sind Spirulina Bakterien) das Entstehen von Microcystinen ausschließt.
Trotzdem ist die Kritik an der Spirulina nicht ganz ungerechtfertigt. Vor allem die Auslobung als „Vitamin B12 Quelle“ ist heute sogar verboten. Die Anteile sind so gering, dass sie keinerlei therapeutischen Effekt haben. Auch positive Effekte auf den Blutzucker konnten nicht nachgewiesen werden. Was jedoch nachgewiesen wurde, war eine gewisse Stärkung des Immunsystems. Es wäre daher wünschenswert, wenn das Marketing rund um die Spirulina Alge sich auf die nachgewiesenen Wirkungen konzentrieren würde und Abstand von blumigen Versprechen nimmt.

Studien

Es ist wenig überzeugend, sich bei der Beschreibung von Spirulinas wunderbaren Wirkungen nur auf Überlieferungen und Erfahrungswerte zu stützen. Das ist allerdings auch nicht notwendig, weil inzwischen eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien die Erkenntnisse über das blaue Wunder untermauern.

 

Hier sind einige Beispiele aufgeführt:

Eine antivirale Wirkung bewies eine Studie, die Spirulina im Einsatz gegen das Eppstein-Barr-Virus zeigte. Dieses Virus ist mit den Herpes-Viren verwandt und unter anderem Auslöser des sogenannten Pfeifferschen Drüsenfiebers.

Studie aus dem Jahr 2011 von Y. Y. Kok, W. L. Chu, S. M. Phang SM et al.: Inhibitory activities of microalgal extracts against Epstein-Barr virus DNA release from lymphoblastoid cells.

Hemmende Aktivitäten von Mikrolagen Extrakten gegen die DNA des Eppstein-Barr-Virus aus Lymphzellen. Veröffentlich in J Zhejiang Univ Sci B, Band 12, Nr. 5, Mai 2011, S. 335-345.

In einer anderen Studie zeigte Spirulina seine Fähigkeit, überschießende Immunreaktionen zu dämpfen. Dabei ging es um einen anaphylaktischen Schock, also eine extrem starke allergische Reaktion, die unter Umständen tödlich enden kann.

Studie aus dem Jahr 1997 on Yang H-N, Lee E-H, Kim H-M. Spirulina platensis inhibits anaphylactic reaction. Spirulina Platensis hemmt eine anaphylaktische Reaktion. Veröffentlicht in Life Sciences. 1997;61(13):1237-1244.

Eine ähnliche immunausgleichende Wirkung zeigte Spirulina in einer Studie, die eine allergische Rhinitus – allergischer Schnupfen – zum Gegenstand hatte. Hier ging es vor allem auch darum, wie Spirulina entsprechende Botenstoffe hemmt und steuert, die Immunreaktionen zu stark befeuern können. Die Rede ist von Zytokinen und Interferon.

Studie aus dem Jahr 2005 von Mao TK et al., „Effects of a Spirulina-based dietary supplement on cytokine production from allergic rhinitis patients.“ Effekte einer Spirulina-basierten Nahrungsergänzung auf die Zytokinin-Produktion bei allergischen Rhinitispatienten. Veröffentlicht in J Med Food. 2005 Spring;8(1):27-30.

Seine entgiftende Wirkung zeigte Spirulina unter anderem bei der Ausleitung von Arsen.

Studie aus dem Jahr 2006 Efficacy of spirulina extract plus zinc in patients of chronic arsenic poisoning: a randomized placebo-controlled study. Wirksamkeit des Spirulina Extraktes plus Zink bei einer chronischen Arsenvergiftung . Veröffentlicht in 2006;44(2):135-41 Misbahuddin M, Islam AZ, Khandker S, Ifthaker-Al-Mahmud, Islam N, Anjumanara.

Seine mobilisierenden und energiefördernden Eigenschaften stellte Spirulina in einigen Studien unter Beweis.

Im Zusammenhang mit Sport ergaben sich Hinweise auf eine Leistungssteigerung durch die Alge.

Studie aus dem Jahr 2102 von Kalafati M et al., „Ergogenic and antioxidant effects of spirulina supplementation in humans. Ergogene und antioxidative Wirkung von Spirulina Supplementationen beim Menschen. Veröffentlicht in Med Sci Sports Exerc. 2010 Jan;42(1):142-51.

Spirulina zeigt nach Schlaganfällen eine belebende und ausgleichende Wirkung, kann sogar positiv auf mögliche Hirnschäden einwirken.

Studie aus dem Jahr 2005 Dietary supplementation with blueberries, spinach, or spirulina reduces ischemic brain damage. Nahrungsergänzung mit Blaubeeren, Spinat oder Spirulina reduziert den Gehirnschaden nach Schlaganfall. Veröffentlicht in 2005 May;193(1):75-84 von Wang Y, Chang CF, Chou J, Chen HL, Deng X, Harvey BK, Cadet JL, Bickford PC.

Spirulina kaufen

Wichtig beim Kauf von Spirulina Produkten ist der Nachweis aus kontrolliertem Anbau. Der Hinweis „biologisch“ ist ebenfalls wichtig, da er die Zugabe von Chemikalien und Konservierungsstoffen ausschließt. Die übliche Darreichungsform von Spirulina sind Tabletten-Presslinge. Da sie rein pflanzlich sind, eignen sie sich für Veganer und Vegetarier. Eine Tablette hat ein Gewicht von einem halben Gramm. Damit lassen sich die empfohlenen Tagesdosen sehr exakt einhalten. Darüber hinaus gibt es Spirulina auch als Pulver. Es eignet sich besonders gut für die Zubereitung von Smoothies. Von einem Superfood zu sprechen, das muss noch erwiesen werden. Immerhin: Die Produktionsrate von Spirolina ist beachtlich und der Nährwert ist tatsächlich vorhanden. Es ließe sich also zumindest damit ein Grundstock für eine einfache, nachhaltige und billig verfügbare Nahrungsgrundlage für die ganze Welt schaffen.

Darreichungsformen

Presslinge und Tabletten

Presslinge sind klassische Tabletten, die aus dem gepressten Pulver des Wirkstoffs bestehen. Bei pflanzlichen Pulvern ist in der Regel kein Trägerpulver notwendig. Sie können jedoch Bindemittel wie Talkum oder Zellulose enthalten. Presslinge sind nicht mit Filmtabletten zu verwechseln, die mehr der Darreichungsform „Kapsel“ ähneln.

Ein Pressling bzw. eine Tablette Spirulina wird in der Regel aus 500 Milligramm Spirulina-Pulver hergestellt.

 

Pulver

Spirulina-Pulver hat den Vorteil, dass die Inhaltsstoffe bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen werden können. So stehen sie dem Körper besonders schnell zur Verfügung. Der Nachteil ist, dass das Pulver vor der Einnahme erst zubereitet werden muss. So muss das Pulver mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit, wie zum Beispiel ein Fruchtsaft ohne Zuckerzusatz, in einem Schüttelbecher erst gemixt werden.

 

Kapseln

Eine Spirulina-Kapsel enthält in der Regel 400 Milligramm Spirulina-Pulver. Jedoch werden reine Spirulina-Kapseln im Vergleich zu Pulver und Presslingen eher selten angeboten. Weitaus häufiger finden sich Kapseln, die Spirulina und Chlorella enthalten.

Erfahrungen

Spirulina Presslinge

Die positiven Erfahrungsberichte im Internet drehen sich bei Spirulina-Pulver um folgende Themen:

  • mehr Energie
  • Hilfe bei Verdauungsproblemen und Blähungen
  • Hilfe bei Venenproblemen
  • Sichtbare Wirkung bei Haut, Haare und Nägel

Wurde Spirulina-Pulver als Hilfe beim Abnehmen eingenommen, wird zwar auch von positiven Erfahrungen berichtet, aber gleichzeitig auch über eine Umstellung der Ernährung.

Unter den verhältnismäßig wenigen negativen Berichten, beschreiben mehrere Anwender, dass bei ihnen starke Magenschmerzen nach der Einnahme von Spirulina-Pulver aufgetreten sind. Andere Kunden berichten von Bauchweh, Blähungen und Darmschmerzen. Es finden sich aber auch Personen, die gar keine Wirkung (weder erwünscht noch unerwünscht) gespürt haben.

 

Spirulina Pulver

Bei Spirulina Pulver ist das Hauptthema der Geruch sowie der Geschmack des Pulvers. Das Spektrum der Kommentare reicht dabei von „schmeckt lecker“ bis zu „völlig ungenießbar“. Zwischen diesen Polen stehen Personen, die zwar von Geruch und Geschmack nicht begeistert sind, aber beides überdecken, indem Sie das Pulver mit Müsli mischen oder in den Smoothie geben.

 

Spirulina Kapseln

Da Spirulina Kapseln weitaus geringer verbreitet sind als Spirulina Pulver und Spirulina Kapseln, müssen die Berichte als Einzelerfahrungen gewertet werden. Und diese reichen von „zufrieden“ bis zu „überhaupt keine Wirkung“.

Spirulina Algen

Ist Spirulina eine Alge?

Spirulina, früher auch Blaualgen genannt, ist keine Alge, sondern gehört zu den Cyanobakterien (Blaugrünbakterien). Früher wurden Spirulina und andere Arten der Cyanobakterien zu den Algen gezählt, und bildeten dort sogar eine eigene Klasse, nämlich die Cyanophyceae (Blaualgen). Trotz dieser neuen Einordnung in der wissenschaftlichen Systematik wird für Spirulina auch heute noch oft die Bezeichnung „Mikroalge“ oder „Blaualge“ verwendet. Spirulina hat eine grün-bläuliche Farbe. Das Grün stammt vom Chlorophyll, das sich in den Membranen von Spirulina befindet. Die bläuliche Nuance stammt von anderen Pigmenten, die das Grün des Chlorophylls überlagern.

 

Blaue Spirulina

„Blaue Spirulina“ ist keine eigene Art o.ä. Der Begriff bezieht sich auf das Pigment-Protein Phycocyanin, das zu den sog. lichtsammelnden (Phycobili-)Proteinen gehört. Charakteristisch für Phycocyanin ist seine hellblaue Farbe. Phycocyanin wird von Spirulina, genauer Spirulina plantensis (Athrospira plantensis) produziert, was zur Bezeichnung „Blaue Spirulina“ führt. Blaue Spirulina bzw. Phycocyanin wird als natürliches Mittel zum Färben von Lebensmitteln verwendet. So kommt Blaue Spirulina beispielsweise in Getränken, Süßigkeiten und Eis („Schlumpf-Eis“) vor, da es fast keinen Eigengeschmack hat. Beim Erhitzen verliert Phycocyanin seine blaufärbende Eigenschaft, außer das zu färbende Gericht enthält eine hohe Zuckerkonzentration.

 

Spirulina Hawaii

Kommt Spirulina ursprünglich aus Hawaii?

In der Natur kommt Spirulina in stark alkalischen Salzseen mit einem pH-Wert zwischen 9 und 11 vor. Sie kann aber auch im Süßwasser vorkommen. Bevorzugt besiedelt Spirulina flache subtropische bis tropische Gewässer, die einen hohen Salzgehalt haben, wie zum Beispiel in Mittelamerika (Texcoco-See – heute fast zur Gänze ausgetrocknet), Südostasien, Afrika (Tschad-See) und Australien.

Ob Spirulina tatsächlich ursprünglich aus Hawaii kommt, ist zu hinterfragen. Denn die Vulkaninseln sind wesentlich jünger als Spirulina. So wird Spirulina ein Alter von 3,5 Milliarden Jahre zugeschrieben, während die erste Lava im Bereich der Hawaii-Inseln erst vor 70 bis 80 Millionen Jahren durchgebrochen ist. Allerdings kommt von den 35 Spirulina-Arten die Art Spirulina pacifica, eigentlich Arthrospira pacifica, nur in Hawaii vor. Heute wird die endemische Art auf Hawaii für kommerzielle Zwecke gezüchtet.

 

Unterschied zwischen Spirulina und Chlorella

Der wesentliche Unterschied zwischen Spirulina und Chlorella ist, dass Spirulina Bakterien sind und Chlorella eine Süßwasseralge ist. Hinsichtlich ihrer Färbung lässt sich kein Unterschied feststellen, da bei Mikroorganismen aufgrund des enthaltenen Chlorophylls grün sind.

Fazit

Spirulina bereichert Ihre Ernährung mit einer Fülle von Vitalstoffen. Die Gesundheit kann von ihr sehr profitieren. Die immunmodellierende Wirkung der Mikroalge ist beeindruckend und kommt in der Natur nur selten vor. Spirulina kann gut mit einer weiteren Mikroalge – der Süßwasser Alge Chlorella kombiniert werden. Achten Sie bei der Auswahl entsprechender Spirulina Produkte auf eine entsprechende Qualität und auf die Seriosität des Anbieters.
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Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“.  Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen. 

Quellenangabe

http://www.apotheken-umschau.de/Ernaehrung/Spirulina-Wunderalge-oder-Humbug-516341.html, abgerufen am 01.07.2018

https://de.wikipedia.org/wiki/Spirulina, abgerufen am 01.07.2018