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Magnesiumöl – Wundermittel oder Humbug? 

Wirkung, Anwendung, Studien

Überblick

Cholin, CBD, Hagebuttenpulver – in der Welt der Nahrungsmittelergänzungen gibt es zahlreiche Produkte, die inzwischen eine anerkannte Wirksamkeit besitzen und die wir deshalb uneingeschränkt empfehlen können. Daneben gibt es zahlreiche Produkte, die mutmaßlich positive Wirkungen besitzen, die aber noch im Stadium der Erforschung sind. Dann gibt es aber auch noch „die anderen“ Produkte.

Wir streben an, Ihnen eine Quelle umfassender Informationen zu geben, die nachprüfbar und faktisch korrekt sind. Das verpflichtet uns aber auch, Sie vor Produkten aus der Nahrungsergänzungs-Branche zu warnen, die zwar viel versprechen aber kaum etwas davon halten können. Einen solchen Fall sehen wir im Magnesiumöl.

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Im Kielwasser des Magnesiums

Magnesium ist zweifelsohne ein essentielles Spurenelement, welches dringend vom Körper gebraucht wird. Die Erfinder und Hersteller von Magnesiumöl scheinen sich aber ins Kielwasser des Bekanntheitsgrades von Magnesium hängen und von der Bekanntheit des Spurenelements profitieren zu wollen. Das beginnt bereits mit der Namensgebung: „Magnesiumöl“ ist die wässrige Lösung von Magnesiumchlorid. Diese hat zwar eine ölige Konsistenz. Ein Öl im Sinne eines fetthaltigen Liquids ist sie aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Im Magnesiumöl finden sich keine fettlöslichen Bestandteile. Das macht es im Grunde für die äußere Anwendung vollkommen unbrauchbar. Dennoch wird es genau zu diesem Zweck hergestellt und beworben.

Was ist Magnesiumöl?

Magnesiumöl ist ein Gemisch aus Magnesiumchlorid und gereinigtem Wasser. Es hat eine ölige Konsistenz und wird deshalb als „Öl“ bezeichnet, obwohl es das nicht ist. Das ist an sich auch unproblematisch – Jojoba-Öl ist beispielsweise ebenfalls kein Öl, sondern ein Wachs. Beim Magnesiumöl verhält es sich aber so, dass es keine Eigenschaften besitzt, die für ein Öl typisch sind.

Es wird vorwiegend als Spray oder als Lösung in Kanistern verkauft. Mit ca. 10 Euro pro Liter ist es noch einigermaßen preiswert. Eine Empfehlung kann daraus aber nicht generiert werden.

 

Der einzige Pluspunkt: Magnesiumöl schadet nicht

Immerhin gibt es eines zum Magnesiumöl zu sagen: Es hat scheinbar keine schädigende Wirkung. Es verursacht keine Hautreizungen, Verletzungen oder sonstige Folgeerscheinungen. Nach dem Auftragen wäscht es sich wieder ab und das war im Grunde alles, was zu seiner Wirkung zu sagen ist.

Magnesiummangel

Magnesiummangel ist eine  Störung des Stoffwechsels. Sie kann unbemerkt bleiben, kann aber ebenso zu zahlreichen Beschwerden führen.

Die Symptomatik des Magnesiummangels ist etwas unspezifisch. Beschwerden, die auf einen Magnesiummangel hindeuten, können auch andere Ursachen haben. Es ist daher angezeigt, bei einem Verdacht auf diese Mangelerscheinung sich die Diagnose per Labortest bestätigen zu lassen. Sonst laufen Sie Gefahr, an der Erkrankung vorbei zu therapieren und den Zustand zu verschlimmern.

Magnesium ist vor allem für die Reizleitung wichtig. Es unterstützt die Verbindung zwischen Muskeln und Nerven. Dem entsprechend treten genau dort die typischsten Symptome eines Magnesiummangels am ehesten auf:

  • Zuckungen im Muskel, vor allem Beine und Hände
  • Taubheitsgefühle in den Händen und den Beinen
  • Müdigkeit, Reizbarkeit und Schlaflosigkeit
  • Depressionen und innere Unruhe
  • Anhaltende Kopfschmerzen

Leistungssportler, insbesondere Ruderer, Radfahrer und Bodybuilder merken sehr schnell, wenn der Körper zu wenig Magnesium hat. Die hoch beanspruchten Muskeln können zu zittern und zu krampfen beginnen, wenn der Magnesiumvorrat erschöpft ist.

Um es jedoch klar zu sagen: Einen Magnesiummangel behandelt man nicht mit einem Spray oder einer Lotion. Ein Magnesiummangel kann nur und ausschließlich durch die orale oder intavenöse Aufnahme von Magnesium behandelt werden. Die Mangelerscheinung lässt sich damit sehr gut, schnell und nachhaltig therapieren. Doch dazu sind zwingend das Essen von Magnesium-Präparaten oder entsprechende Infusionen oder Injektionen erforderlich. Äußere Behandlungen durch Magnesiumöl sind für einen Mangel an Magnesium praktisch wirkungslos. Das wurde bereits durch wissenschaftliche Tests nachgewiesen.

 

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Anwendung und Wirkung

Magnesiumöl für die Zahngesundheit

Magnesium ist wichtig für den Aufbau eines gesunden Zahnschmelzes. Ob jedoch Magnesiumöl als Mundspülung dazu etwas beitragen kann, darüber liegen keinerlei Erkenntnisse vor. Fakt ist, dass die Universitätsklinik Greifswald nachweisen konnte, dass es einen Zusammenhang zwischen Zahnfleischbluten, Entzündungen im Mundraum und Magnesiummangel gibt. Um diesen Mangel zu therapieren sind die traditionellen Brausetabletten, Kapseln oder schlimmstenfalls Injektionen der bewährtere Weg als Experimente mit Magnesiumöl.

 

Magnesiumöl bei Sport

Die Hersteller versprechen, dass Magnesiumöl eine Krampf lösende Wirkung hat, wenn es auf eine schmerzende Stelle aufgesprüht wird. Wenn diese Wirkung tatsächlich einsetzt, hat das zwei Gründe:

  • das kühlende Spray hilft bereits bei der Schmerzlinderung
  • der Placebo-Effekt sorgt dafür, dass die Schmerzen abklingen.

Magnesiumöl ist aber rein physikalisch nicht in der Lage, die oberen Hautschichten zu durchdringen. Der Grund dafür ist, dass Magnesiumchlorid nicht fettlöslich ist. Genau das müsste es aber sein, um als einziehende Creme den unter der Haut liegenden Muskel erreichen zu können. Manche Hersteller gehen mittlerweile so weit, dass sie behaupten, das Magnesiumöl würde praktisch rückwärts durch die Schweißdrüsen zum Muskel wandern. Das kann man getrost als hanebüchenen Unsinn bezeichnen. Dem Aufbau eines guten Rufes nützen Behauptungen dieser Art in jedem Fall nicht.

 

Magnesiummangel und psychische Probleme

Magnesium ist für die Reizleitung wichtig. Sind die Nerven in ihrer Funktion gestört, äußert sich dies in verschiedenen Symptomen. Eines davon kann die Ausbildung einer Depression sein. Letzten Endes ist das Gehirn auch nur eine Ansammlung von Nervenzellen. Wenn die Kommunikation zwischen diesen Bahnen gestört ist, kann sich das auch in einer Schwermut äußern.

Bei Depressionen sollte aber klar sein, dass eine äußere Behandlung mit Magnesiumöl nichts bewirken kann. Wie soll das Magnesium durch die Schädeldecke in das Gehirn eindringen? Es bleibt auch hier nur die ärztliche Feststellung eines Magnesiummangels und seine Therapie durch orale oder intravenöse Präparate.

 

Kreislauferkrankungen und Herzklopfen mit Magnesiumöl behandeln

Die autonome Reizleitung des Herzens ist ein äußerst empfindlicher und komplexer Vorgang. Es ist einer der wenigen Prozesse, die nicht durch das Gehirn gesteuert werden. Für das Funktionieren der Reizleitung im Herz ist ein ausreichend hoher Spiegel an Kalium und Magnesium erforderlich. Ein Mangel an diesen Spurenelementen kann sich durch Kreislauferkrankungen, Herz-Rhythmus-Störungen oder Blutdruckschwankungen äußern.

Auch in diesem Fall ist eine Behandlung mit Magnesiumöl nutzlos. Mangelerscheinungen von Kalium und Magnesium werden durch orale oder intravenöse Präparate therapiert. Selbstmedikationen durch Magnesiumöl können hier einen bestehenden Zustand dadurch verschlimmern, weil die notwendigen, wirksamen Mittel zu lange nicht verabreicht werden.

 

Cluster-Kopfschmerzen , Migräne und Magnesiumöl

Man kann sich kaum ein schlimmeres Schicksal vorstellen, als Cluster-Kopfschmerz-Patient zu sein. Die Schmerzattacken, unter den diese bedauernswerten Menschen leiden, müssen jenseits der Vorstellungskraft von Menschen liegen, die diese Probleme nicht haben. Es wird mit Hochdruck an der Ursache dieser Erkrankung erforscht aber die Ergebnisse kommen nur sehr schleppend.

Was fest steht: Magnesiumöl ist definitiv kein Therapeutikum für Cluster-Kopfschmerzen. Zwar können Kopfschmerzen und sogar Migräne durch einen Magnesium-Mangel ausgelöst werden. Cluster-Kopfschmerzen spielen aber in einer völlig anderen Liga, die noch nicht einmal schwerste Migräne-Patienten erreichen.

Was bei Cluster-Kopfschmerzen Linderung verschafft ist das Einatmen von reinem Sauerstoff. Sie verschwinden damit zwar nicht, aber sie senken sich auf ein gerade noch erträgliches Maß herab.

Was tatsächlich Cluster-Kopfschmerzen wirksam und schnell bekämpfen kann ist leider die nach wie vor illegale Droge LSD. Den Wirkzusammenhang hat man noch nicht verstanden. Es laufen Gespräche zwischen den Krankenkassen, den Ärzteverbänden und dem Gesetzgeber über die Zulässigkeit LSD-haltiger Präparate um diesen bemitleidenswerten Menschen helfen zu können. Ein Durchbruch wurde in der Frage aber noch nicht erzielt. Es zeichnet sich aber ab, dass das 2011 entwickelte Entheogen für die Therapie von Cluster-Kopfschmerzen zugelassen werden könnte. Es handelt sich bei dem Präparat um ein nicht-hallizugenes Derivat von LSD.

Doch mit Magnesiumöl hat die Migräne oder Cluster-Kopfschmerz-Behandlung, wie gesagt, nicht das Geringste zu tun. Wer solches behauptet, versucht sich am Schicksal dieser gebeutelten Menschen zu bereichern. Das kann man nur ablehnen.

 

Prämenstruelles Syndrom und Wechseljahrsbeschwerden

Da PMS und Wechseljahrbeschwerden letzten Endes auch auf die Reizleitung bzw. Nerven-Muskel-Kommunikation zurück zu führen sind, liegt eine Magnesiumvergabe bei diesen Beschwerden nahe. Auch die Folgeerscheinungen wie Depression oder Gereiztheit können von dort ihre Ursache haben. Dies mit Magnesium zu behandeln sollte aber erst mit dem Arzt abgesprochen werden. Es werden aber auch in diesem Fall nur die Präparate helfen können, die in den Körper gelangen. Äußerliche Anwendungen bei PMS sind – außer im Fall einer Wärmflasche – noch nie wirksam gewesen.

Wir möchten aber dennoch eine Empfehlung geben: Ein äußerst wirksames und vor allem krampflösendes Mittel bei PMS ist der Hanf-Extrakt CBD. Inzwischen gibt es sogar von einem kalifornischen Hersteller Tampons, die mit CBD getränkt sind. Die Frauen, die es ausprobiert haben, waren durchgehend begeistert.

 

Verstopfungen mit Magnesiumöl behandeln

Es liegen keine Erkenntnisse vor, die darauf hindeuten, dass Magnesiumöl bei Verstopfungen einen therapeutischen Effekt haben soll. Ein sehr gutes, natürliches und äußerst gesundes Mittel zum Lösen einer Verstopfung ist Sauerkrautsaft. Diesen wollen wir zu diesem Zweck ausdrücklich empfehlen. Der Vorteil von Sauerkautsaft ist außer seiner entkrampfenden Wirkung für den Darm, sein enorm hoher Anteil an Vitaminen und Spurenelementen. Sauerkraut ist eine Vitamin-C Bombe und ist hoch wirksam bei Mangelerscheinungen, Erkältungen und eben auch Verdauungsbeschwerden. Damit kommt man wesentlich wahrscheinlicher wieder „auf die Toilette“ als mit Selbstexperimenten durch Magnesiumöl.

Magnesium Produkte

Magnesiumöl wird als Spray oder als fertige Lösung verkauft. Der Preis liegt bei ca. 10 Euro pro Liter. Solange keine eindeutigen Ergebnisse über die nachgewiesene Wirksamkeit von Magnesiumöl vorliegen, sind das nach unserem Urteil genau 10 Euro zu viel.

Produkte wie dieses begründen unserer Meinung den stellenweise zweifelhaften Ruf, mit dem die Branche der Produkte für Nahrungsergänzungen zu kämpfen hat. Im Fall des Magnesiumöls sagen wir: Zu Recht.

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Autor

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Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“.  Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen. 

Quellenangabe

Eintrag zu Magnesiumchlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 7. Mai 2017.

Datenblatt Magnesium chloride, anhydrous bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. Mai 2017

Wärmespeicher aus Salz, Artikel von 2012

nox, Kerri; Tucker, Joshua. The Levaquin Tendonitis Solution. Kerri Knox, RN. p. 49.

Criscuolo, Giulia (October 2011). „Transdermal Magnesium“. #76. The South African Journal of Natural Medicine. Retrieved 22 January 2015.