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Kieselgur – Anwendung, Wirkung für Tiere & Menschen | Wo kaufen?

Überblick

Kieselgur ist in der angewandten Chemie vor allem wegen seiner starken Saugfähigkeit und gleichzeitig weitest gehender chemischer Neutralität sehr beliebt. Tatsächlich hat das fossile Pulver einer weltbewegenden Technologie zum Durchbruch geholfen: Das nicht-brennbare Mehl aus Silizium ist der bis heute beste Trägerstoff für den hoch gefährlichen Sprengstoff Nitroglyzerin. Alfred Nobel, der Erfinder des Nitroglyzerins, hat mit Hilfe von Kieselgur das wesentlich besser handzuhabende Dynamit entwickeln können. 

Kieselgur ist ein Mehl, welches aus den Schalen fossiler Algen hergestellt wird. Die einzelligen Algen lebten vor Millionen von Jahren in den Weltmeeren. Als sie abstarben, sammelten sich ihre Schalen am Meeresboden. Durch geologische Verschiebungen sind diese Lagerstätten heute gut erreichbar. Kieselgur wird in vielen verschiedenen Bereichen der Chemie angewendet. Es ist ein beliebtes Bindemittel, ein leichtes Schleif- und Poliermittel und macht gefährliche Verbindungen besser handzuhaben.

Das siliziumhaltige Gesteinsmehl hat sich darüber hinaus auch in der Tierpflege bewährt. Es wird sehr erfolgreich zur schonenden, nicht-chemischen Bekämpfung von äußeren und inneren Parasiten eingesetzt. Vor allem bei Flöhen, Läusen und Zecken hat Kieselgur bei Haus- und Nutztieren seit Jahren seine Zweckmäßigkeit beweisen können. Es ist damit eine gute Alternative zu chemisch-pharmazeutischen Präparaten, die mit schlimmen Nebenwirkungen einhergehen können.

Auch beim Menschen ist Kieselgur als Nahrungsergänzungsmittel im Einsatz. Es unterstützt die Darmgesundheit und kann das Wachstum von Haaren und Fingernägeln verbessern. Bei richtiger Dosierung und Anwendung hat es keine Nebenwirkungen. Wichtig ist jedoch, dass gleichgültig bei welcher Anwendung Kieselgur zum Einsatz kommen soll, ausschließlich ein Produkt in Lebensmittelqualität verwendet wird. Nicht-lebensmitteltaugliches Kieselgur ist häufig mit dem giftigen Arsen versetzt. Es ist daher für jegliche innere und äußere Anwendung bei Mensch und Tier ungeeignet.

 

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Anwendung und Wirkung für Tiere

Wer einmal Vögel in der freien Natur beobachtet hat, der hat vielleicht schon einmal gesehen, wie sich Spatzen oder Amseln im Staub wälzen und sich richtig mit Sand einpudern. Sie machen das, um lästige Läuse und Flöhe los zu werden. Mit Kieselgur ist dieser Effekt besonders gut zu erreichen. Kieselgur wird bei Kleintieren, Nutztieren und Hühnern sehr erfolgreich zur Bekämpfung von Parasiten verwendet. Das Gesteinsmehl greift die Plagegeister dabei auf physikalischem und nicht auf chemisch-biologischen Weg an: Die Mikro-Körnchen sind sehr scharfkantig und perforieren schnell den äußeren Schutzpanzer der Insekten. Die kleinen Lästlinge und Schädlinge trocknen dadurch schnell aus und sterben ab. Leider wirkt Kieselgur nur bei „adulten“, also erwachsenen Tieren. Larven können mit ihm nur bedingt, Eier leider überhaupt nicht bekämpft werden. Es ist zwar ratsam, die Schlafplätze von verflohten Hunden und Katzen mit Kieselgur einzustreuen. Dabei muss man aber so lange und so konsequent vorgehen, bis alle Flöhe aus ihren Eiern geschlüpft, verpuppt und wieder als erwachsene Flöhe

Darüber hinaus ist Kieselgur auch bei Hunden, Katzen, Pferden und Kühen als Nahrungsergänzung verwendet. Es sorgt für eine bessere Verdauung, für dichtes und kräftiges Fell sowie für starke Hufe und Krallen. Auch der Knochenbau wird durch eine Ergänzung des Futters mit Kieselgur stärker

Kieselgur hat auch starke bindende Eigenschaften. Damit ist es auch bei Vergiftungen ein gutes Mittel, um seinen Schützling zu retten. Wenn das Tier etwas Giftiges gefressen hat, kann eine Dosis Kieselgur die Schadstoffe binden und die Ausscheidung anregen.

Anwendung und Wirkung für Menschen

Menschen haben im Gegensatz zu Tieren wesentlich seltener mit Parasiten zu kämpfen. Zwar kann ein Floh auf einer Katze mal auch den Menschen beißen aber dann hat sich der Blutsauger im Wirt geirrt. Kieselgur ist bis auf eine Ausnahme deshalb eher seltener im Einsatz, wenn es für Parasitenbefall beim Menschen geht. Wo es sich bewährt hat, ist die Bekämpfung von Bettwanzen. Diese ausgesprochen auf Menschen fixierten Plagegeister verstecken sich tief in den Ritzen eines Bettgestells oder dem umgebenden Fußboden. Der besondere Vorteil von Kieselgur ist, dass es rein physikalisch und nicht chemisch wirkt. Außerdem ist es als nicht-biologischer Stoff in keiner Weise Allergie auslösend. Der Kieselgur wird bei festgestelltem Befall von Bettwanzen einfach großzügig in alle Ritzen gestreut. Wenn die Blutsauger nachts aus ihren Verstecken hervor gekrochen kommen, reißen sie sich beim Wandern über den Kieselgur ihren Chitin-Panzer auf und trocknen aus.

Jedoch hat sich der Kieselgur auch beim Menschen als Nahrungsergänzungsmittel etabliert. Es sorgt für stärkere Fingernägel, kräftigeres Haar und für stärkere Knochen und Zähne. Darüber hinaus ist Kieselgur auch ein hervorragendes Pflegemittel. Vor allem seine Peeling-Eigenschaften sind für die Haut mehr als angenehm. Menschen mit Akne oder vermehrter Bildung von Mitessern können mit einer kräftigen Peeling-Maske ihre Gesichtshaut vor diese hässlichen und lästigen Erscheinungen gut befreien. In diesem Zusammenhang erfüllt Kieselgur auch eine ökologisch positive Wirkung: Es ist viel besser zum Peeling geeignet, als das bis heute noch verwendete Mikroplastik. Die ökologischen Folgen von Mikroplastik sind noch überhaupt nicht abzusehen. Darum lautet unsere Empfehlung, unbedingt auf Kieselgur umzusteigen. Man tut sich und der Umwelt einen riesigen Gefallen damit.

Im begrenzten Umfang kann Kieselgur auch zum Reinigen und Aufpolieren von Zähnen verwendet werden. Man sollte nur sehr sparsam damit umgehen, da man sich damit den Zahnschmelz auch völlig zerstören kann. Unsere Empfehlung lautet deshalb, höchstens einmal die Woche etwas Kieselgur auf die Zahnpasta zu streuen und sich damit die Zähne zu putzen. Nach einer viermaligen Anwendung sollte wieder eine Pause von mindestens vier Wochen eingelegt werden.

Nebenwirkungen 

Kieselgur ist ein Non-Allergen. Es ist kein biologischer Stoff und löst deshalb keine Allergien aus. Es sollte allerdings vermieden werden, Kieselgur einzuatmen. Kieselgur-Partikel sind messerscharf und können die Lungenbläschen schädigen. Wirklich gefährlich wird dies jedoch nur bei einer jahrelangen, sehr intensiven Exposition. Tatsächlich war der Lungenkrebs bei Arbeitern in Kieselgur-Fabriken eine Berufskrankheit, die vielen vorzeitg das Leben gekostet hat. Seit in diesen Fabriken aber strenge Atemschutzmaßnahmen angewendet werden, ist diese Gefahr gebannt. Bei einer einmaligen Anwendung von Kieselgur, beispielsweise bei der Bekämpfung von Vogelmilben im Hühnerstall, kann eigentlich nichts passieren. Wir empfehlen dennoch, stets einen geeigneten Atemschutz zu tragen, wenn an mit Kieselgur hantieren möchte.

Ansonsten gilt bei Kieselgur wie bei allen anderen Mitteln auch: Stets die Dosierung beachten. Wer löffelweise Kieselgur isst, braucht sich über eine heftige Verstopfung nicht zu wundern. In Lebensmittelqualität angewendet ist Kieselgur zwar zu 100% ungiftig. Seine physikalischen Eigenschaften sind bei einer starken Überdosierung für den Körper aber ebenfalls nicht gerade ungefährlich.

Dosierung, Einnahme & Lagerung

Dosierung von Kieselgur

Bei der Dosierung von Kieselgur kommt es stark darauf an, was damit erreicht werden soll. Wenn Ställe mit Kieselgur gereinigt werden sollen, kann ruhig kräftig zugelangt werden. Kieselgur hat viele Eigenschaften, welche die hygienischen Bedingungen in einem Stall deutlich verbessern können.

Dem geht aber stets voraus, dass der Stall – gleichgültig ob Hühner-, Pferde-, oder Kuhstall- gründlich gereinigt werden. Wenn der Stall sauber und trocken ist, wird mit dem großzügig eingestreutem Kieselgur die perfekte Hygiene für die Nutztiere hergestellt. Der Kieselgur bewirkt folgendes:

  • Binden von Feuchtigkeit
  • Binden von Gerüchen
  • Bekämpfung von Parasiten
  • Bekämpfung von Krankheitserregern
  • Abhalten von Futterschädlingen

Die mikroporöse Struktur von Kieselgur bewirkt, dass Feuchtigkeit zwar schnell eingesaugt aber nur sehr langsam wieder abgegeben wird. Das hält den Boden und die Wände lange trocken. Die weiteren Effekte gehen auf das gleiche physikalische Prinzip von Kieselgur zurück.

 

Kieselgur Dosierung Tier

Bei Haus- und Nutztieren kann Kieselgur neben der äußerlichen Anwendung gegen Parasiten auch gegen Würmern eingesetzt werden. Dazu sind folgende Dosierungen empfohlen:

Kieselgur wird für mindestens eine Woche 2x täglich in das Nassfutter eingestreut. Bei Magen- und Darmwürmern außer Bandwürmern, sollte die Kur mindestens 30 Tage lang andauern, damit alle nachfolgenden Generationen der Würmer auch „erwischt“ werden. Wie bei den Wanzen und den Flöhen ist Kieselgur nur bei den adulten Parasiten wirksam, jedoch nicht bei den Eiern.

Lungenwürmer sind vom Kieselgur schwerer zu erreichen. Hier sollte die Kur mindestens 90 Tage lang andauern. Der besonders lästige Bandwurm hingegen braucht eine Behandlungsdauer von mindestens 45 Tagen. Die Höhe der Dosis hängt von der Größe des Tieres ab.

Kleine Kätzchen bekommen 1 Gramm Kieselgur in jedes Futter.

Normale Katzen bis 5 Kilogramm Körpergewicht benötigen 2 Gramm Kieselgur oder ½ Teelöffel voll in jedes Futter.

Schwere Katzen vertragen einen gestrichenen Teelöffel mit ca. 4 Gramm in jedem Futter.

Da Hunde meistens deutlich größer sind, benötigen sie entsprechend mehr Kieselgur um die lästigen und gefährlichen Parasiten los zu werden.

Kleinen Hunden bis 5 kg wird 4 Gramm Kieselgur ins Futter gemischt.

Ab 10 bis 35 Kilogramm Körpergewicht bekommt der Hund 2 Teelöffel oder 8 Gramm Kieselgur bei jeder Mahlzeit.

Bei besonders schweren Hunden kann die Dosis sogar auf 1-2 Esslöffel pro Fressen gesteigert werden.

Im Grunde kann man diese Dosierungen auch nach dem erfolgreich bekämpften Parasitenbefall beibehalten. Das Tier ist für die zusätzliche Vergabe dankbar und reagiert mit einer verbesserten Gesundheit darauf. Besonders Pferdefutter kann mit bis zu 60 Gramm Kieselgur täglich angereichert werden, um den schönen Tieren zu einem kräftigen Fell und stabilen Hufen zu verhelfen.

 

Kieselgur Dosierung Mensch

Beim Menschen ist die Dosierungsempfehlung maximal 1 Teelöffel pro Tag. Das Pulver wird mit Wasser, Milch oder Joghurt verrührt aufgenommen. Vor der nächsten Mahlzeit sollte man eine halbe Stunde warten. Kieselgur ist kein Nahrungsergänzungsmittel im eigentlichen Sinne. Es sollte maximal vier Wochen am Stück genommen werden, gefolgt von einer mindestens zweiwöchigen Pause.

 

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Kieselgur

Ist es giftig?

Kieselgur besteht aus den gepulvert zermahlenen Schalen von Kieselalgen. In Lebensmittelqualität gekauft ist es ungiftig. Kieselgur ohne Zulassung als Lebensmittel kann hingegen das Gift Arsen enthalten. Darum beim Kauf unbedingt auf Lebensmittelqualität achten.

 

Inhaltsstoffe von Kieselgur

Der Hauptbestandteil von Kieselgur ist Silizium bzw. Siliziumoxid. Darüber hinaus kann es Spuren von Calcium, Eisen, Mangan, Kupfer und anderen Spurenelementen enthalten. Proteine oder Vitamine sind in Kieselgur nicht zu finden.

 

Anwendungen Kieselgur

Kieselgur ist als Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung von Haaren, Fingernägeln, Knochen und Zähnen geeignet. Darüber hinaus bekämpft es Darmwürmer. Äußerlich angewendet ist es ein gutes Trocknungsmittel an Schwitzstellen und sogar ein Deodorant. Vorsichtig angewendet, kann Kieselgur zum Bleichen von Zähnen verwendet werden. Hier sollte man aber sehr vorsichtig und sparsam vorgehen, damit man sich nicht den Zahnschmelz zerstört. Als Peeling ist es zur Bekämpfung einer Akne oder einer verhornten Deckhaut eine ausgesprochene Wohltat.

Die stark saugenden Eigenschaften sind auch für die Senkung der Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen geeignet. So kann Kieselgur dabei helfen, der Bildung von Schimmel vorzubeugen. Das macht Kieselgur auch bei der Einlagerung von Lebens- und Futtermitteln zu einem sehr nützlichen Hilfsmittel.

Kieselgur kaufen

Wo kann man Kieselgur kaufen?

Kieselgur gibt es im Tierfachhandel, im Gartencenter, in der Apotheke, im Bioladen und im Reformhaus. Auch online ist Kieselgur verfügbar, jedoch sollte man es nur von vertrauenswürdigen Quellen beziehen. Billiger Kieselgur ist häufig mit Arsen verunreinigt und damit zum Verzehr nicht geeignet.

 

Auf was muss man beim Kauf aufpassen?

Nur gereinigter Kieselgur in ausgewiesener, geprüfter Lebensmittelqualität ist für Mensch und Tier als Nahrungsergänzung oder Parasitenbekämpfung geeignet. Nicht gereinigter Kieselgur kann Arsen enthalten. Dies sind zwar nur Spuren, bei anhaltender Einnahme kann es aber zu schweren Komplikationen kommen.

 

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Autor

Autor

Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“.  Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen. 

Quellenangabe

Florian Klebs: Deutschland Wiege des Nobelpreis. In: Humboldt Kosmos.21. Januar 2001.

Heinrich Küsel: Der Speicher. 1930.

Kirsten Wagner: Lüneburger Heide mit Kindern: 300 spannende Ausflüge in das Naturparadies zwischen Hamburg und Hannover. pmv Peter Meyer Verlag, 2015, ISBN 978-3-89859-082-2, S. 151

Ehemalige Kieselgurgrube bei Steinfurt-Altenschlirf

Geschichtliches über den Kieselgurabbau in Klieken

Franz Kainer: Kieselgur, ihre Gewinnung, Veredlung und Anwendung. F. Enke, 1951, S. 4

Klaus Bötig: DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Lüneburger Heide. Mair Dumont DE, 2015, ISBN 978-3-7701-8849-9, S. 78